Energiesektor Afrika – Im Mai 2022, wenige Monate nach Beginn seiner Amtszeit, beendete Bundeskanzler Olaf Scholz eine Afrikareise, auf der er strategische Partner wie den Senegal, Niger und Südafrika besuchte. Bei den Gesprächen mit den Staats- und Regierungschefs der Länder ging es vor allem um die Zukunft des Energiesektors in Afrika und Deutschland sowie um das Potenzial für eine Zusammenarbeit zwischen den Ländern.
Senegal – Riesige Erdgasreserven
Energiesektor Afrika – Senegal, das derzeit den Vorsitz in der Afrikanischen Union innehat, verfügt über riesige Gasreserven von mehr als 420 Milliarden Kubikmetern. Die Reserven befinden sich an der Seegrenze zwischen Senegal und Mauretanien und sind im gemeinsamen Besitz der beiden Länder. Das Projekt mit dem Namen Greater Tortue Ahmeyim zielt darauf ab, im Jahr 2023 das erste verflüssigte Erdgas (LNG) aus dem Feld zu exportieren. Dies ist das Ergebnis von Verzögerungen im Zusammenhang mit Covid. Die Kapazität der LNG-Exporte beläuft sich auf etwa 3,5 Milliarden Kubikmeter jährlich.
Scholz zufolge wurde der Senegal bewusst als erste Station seiner Reise gewählt, um über eine Zusammenarbeit bei der Nutzung der Erdgasreserven zu sprechen. Mit LNG-Importen aus dem Senegal könnte Deutschland rund 7 % seiner russischen Gasimporte ersetzen. Eines der aktuellen Ziele Deutschlands ist es, unabhängiger von russischem Gas zu werden.
Während des Besuchs sprach sich der senegalesische Präsident Macky Sall für mehr finanzielle Unterstützung für afrikanische Investitionen zur Verbesserung des Energiesektors aus. Er rief die EU auf, Afrika bei seinen Bemühungen um die Erschließung von Erdgasressourcen zu unterstützen. Erdgas gilt als saubere Alternative zu Kohle. Sall wurde auch zum G7-Gipfel in Deutschland eingeladen, der Ende Juni stattfindet.
Südafrika – Umstellung von Kohle auf grüne Energie
Energiesektor Afrika – Südafrika ist ein weiteres Land, das sich in der Anfangsphase einer gerechten Energiewende befindet. Bis heute stammen etwa 70 % der Stromversorgung Südafrikas aus Kohlekraftwerken. Aufgrund des schlechten Zustands seiner Kohlekraftwerke hat das Land regelmäßig mit präventiven Stromausfällen zu kämpfen.
Während des Besuchs von Scholz erklärte Südafrikas Ministerin für internationale Beziehungen, Naledi Pandor, dass Südafrika die Erfahrungen Deutschlands bei der Umstellung von fossilen Brennstoffen auf andere Energiequellen kenne und das Land bereit sei, auf diesen Erfahrungen aufzubauen.
Im Jahr 2021 haben Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich, die USA und die EU Südafrika 8,5 Milliarden Dollar über fünf Jahre zugesagt, um den Ausstieg aus der Kohle zu unterstützen. Nach Analysen von Nichtregierungsorganisationen aus dem Klimabereich müsste das Land bis 2030 zwei Drittel seiner Kohlekraftwerke abschalten, bevor es 2040 vollständig aus der Kohleverstromung aussteigt, um die Energiewende zu unterstützen.
Wie Senegals Präsident Sall ist auch Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa zum nächsten G7-Gipfel eingeladen worden.
Niger – Wichtige Rolle als Stabilisator in der Sahelzone
Zwischen seinen Besuchen in Senegal und Südafrika machte Scholz einen Zwischenstopp in Niger, einem Land, das im Gegensatz zu den beiden anderen Ländern von Deutschland nicht als attraktiver Energiehandelspartner angesehen wird.
Einer der Hauptgründe für diesen Besuch ist, dass Deutschland in Niger einen “Stabilitätsanker” in der politisch instabilen Sahelzone sieht. Das Land hat kürzlich relativ demokratische Wahlen abgehalten.
Im Falle Nigers konzentriert sich Deutschland auf die Bewässerungshilfe durch die KfW und die Bekämpfung der Bodenerosion durch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Wasserstoff-Kooperation zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern
Ein wichtiger Teil der Gespräche während Scholz’ Afrikareise war Wasserstoff. Viele afrikanische Länder, darunter Senegal und Südafrika, verfügen über ein großes Potenzial bei der Erzeugung erneuerbarer Energien und nutzen diese zur Herstellung des so genannten grünen Wasserstoffs.
Grüner Wasserstoff ist Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien oder aus kohlenstoffarmem Strom erzeugt wird. Die Produktion von grünem Wasserstoff ist mit deutlich geringeren Kohlenstoffemissionen verbunden als andere Formen der Wasserstoffproduktion (grauer und blauer Wasserstoff).
Im Hinblick auf ein von Deutschland unterstütztes Solarkraftwerk im Senegal teilte Präsident Sall mit, dass das Land über die Einrichtung von Verträgen über grünen Wasserstoff zwischen senegalesischen und deutschen Unternehmen nachdenkt, um die Zusammenarbeit zwischen den Ländern auszubauen.
Ähnliche Pläne wurden von Südafrikas Präsident Ramaphosa geäußert. Südafrika befindet sich derzeit in einer Phase des Aufschwungs und des Wiederaufbaus, was laut Ramaphosa insbesondere für die Entwicklung einer grünen Energiewirtschaft gilt, in der grüner Wasserstoff eine wesentliche Rolle spielen soll.
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